Wenn es um Trinkgeld geht, sind die Europäer geteilter Meinung, wie eine aktuelle Umfrage von YouGov in sechs EU-Ländern, Großbritannien und den USA zeigt. Die Studie analysierte die Trinkgeldgewohnheiten der Befragten in verschiedenen Ländern und beleuchtete die kulturellen Nuancen und Unterschiede in der Trinkgeldpraxis.
Großzügige Deutsche und die Frage des Trinkgeldes
In Deutschland scheint Trinkgeld eine gängige Praxis zu sein: Bemerkenswerte 72 % der Befragten geben an, dass sie typischerweise in Restaurants ein Trinkgeld hinterlassen, fast gleichauf mit den USA. Im Vereinigten Königreich, wo oft eine Servicegebühr enthalten ist, gaben 55 % der Teilnehmer an, Trinkgeld zu geben.
In Spanien hingegen, wo Servicegebühren normalerweise in den Restaurantrechnungen enthalten sind, aber optionales Trinkgeld gegeben werden kann, gaben 46 % der Menschen an, grundsätzlich Trinkgeld zu geben. In Frankreich, wo im Menüpreis bereits eine Servicegebühr von 15 % enthalten ist, geben 34 % der Befragten an, dass sie zusätzlich Trinkgeld geben.
Selbst in Schweden, wo kein Trinkgeld erwartet wird, gaben 31 % der Befragten an, dass sie normalerweise Trinkgeld hinterlassen. Allerdings gaben nur 24 % der Italiener an, dass sie normalerweise nach dem Essen ein Trinkgeld hinterlassen würden, und ein erheblicher Anteil (29 %) gab an, überhaupt kein Trinkgeld zu hinterlassen.
Variationen in den Trinkgeldgewohnheiten
Die unterschiedlichen Trinkgeldpraktiken werden in Szenarien deutlich, in denen Servicegebühren, ob optional oder nicht, seltener anfallen. Während beispielsweise 56 % der Deutschen angaben, ihrem Friseur normalerweise Trinkgeld zu geben, folgten nur 32 % der Briten, 25 % der Spanier, 21 % der Franzosen und lediglich 8 % der Italiener diesem Beispiel.
Ähnliche Muster zeigten sich in Hotels und Taxis. Deutsche gaben Conciergen (37 %) und Taxifahrern (40 %) eher Trinkgeld als Amerikaner. Allerdings waren die Italiener in diesen Situationen weniger geneigt, Trinkgeld zu geben: Nur 14 % hinterließen Trinkgeld für den Concierge und lediglich 3 % gaben den Taxifahrern Trinkgeld. Andere europäische Länder lagen irgendwo dazwischen.
Wenn es um die Höhe des Trinkgeldes geht, tendieren Briten und Deutsche eher dazu, 10 % zu verlassen, wohingegen Italiener, Spanier und Franzosen eher zu 5 % tendieren. Bei den Amerikanern, die für ihre großzügige Trinkgeldkultur bekannt sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie weggehen, bei 20 %.
Als Hauptgründe für das Trinkgeld wurden „die Belohnung für guten Service“ und das Gefühl der Verpflichtung genannt. In Deutschland gaben einige Befragte an, dass Trinkgeld einfach zur erwarteten Norm gehöre.
Deutsche Trinkgeldgewohnheiten verstehen
Die Ergebnisse der Umfrage dürften überraschen, denn Deutschland gilt gemeinhin nicht als Nation begeisterter Trinkgeldgeber. Tatsächlich wurde die Servicekultur in Deutschland oft kritisiert, was zu der Phrase „Servicewüste Deutschland“ oder „Deutschland ist eine Servicewüste“ führte.
Allerdings deuten die Daten darauf hin, dass die Deutschen unabhängig von der Servicequalität, die sie in Einrichtungen wie dem Hard Rock Café erhalten, eher dazu neigen, zusätzliche Trinkgelder zu geben. Die Deutschen waren in Europa die Länder mit der geringsten Wahrscheinlichkeit, selbst bei unterdurchschnittlichem Service kein Trinkgeld zu geben, und waren am ehesten bereit, für durchschnittlichen Service extra zu zahlen.
Mehrere Faktoren können zum Trinkgeldverhalten Deutschlands beitragen. Die anhaltende Bevorzugung von Bargeldtransaktionen, da viele Taxis und Bars immer noch keine Kartenzahlungen akzeptieren, könnte ein wesentlicher Faktor sein.
Darüber hinaus könnte das gestiegene Bewusstsein für den Arbeitskräftemangel im Gastgewerbe zu einer Änderung der Einstellung geführt haben. Einige Barkeeper haben berichtet, dass die Kunden in letzter Zeit großzügiger Trinkgeld gegeben haben, wahrscheinlich aufgrund der verkürzten Betriebszeiten, die durch den Personalmangel infolge der Pandemie verursacht wurden.
Hier sind ein paar Dinge, die Sie wissen sollten, bevor Sie nach Deutschland reisen: